Interview mit Conrad Miller
Von admin | 13. Oktober 2013 | Kategorie: Band, News, Portfolio | Keine Kommentare »Es ist uns eine ganz besondere Ehre, euch hier das absolute Special des Jahres zu präsentieren. Das erste, vollständige Interview mit Conrad Miller überhaupt. Gerade aus dem Hades des Blues heim gekehrt, hat euch Conrad viel zu erzählen. So manche Anekdote konnte hier richtig gestellt werden. Geschichten, die aus seiner Sicht möglicherweise bereits fälschlich wieder gegeben wurden. Nun ist es soweit: Conrad räumt endlich auf mit den Legenden und Lügen, die sich um seine Person ranken. Aus und vorbei mit der ewigen Ungewissheit und den Spekulationen! Die CMB hat darauf bestanden dieses Interview frei von Tantiemen und Schutzgebühren zu verbreiten. Die Vervielfältigung ist ausdrücklich erwünscht. [ zum Download ]
Die ungeschminkte Wahrheit
Q: Ihr seid die Conrad Miller Band. Wer ist denn nun eigentlich Conrad von euch?
A: „Sind wir nicht alle ein bischen Conrad?“
Q: Das bedeutet, eure Fans heißen auch alle Conrad Miller, sind das nicht ein paar zu viel?
A: „Ist es nicht der Traum eines jeden Jungen in dieser Stadt, Teil der CMB zu sein? Das gilt natürlich auch für die Mädels.“
Q: Also bitte! Das ist ein Zitat aus ‚American Graffitti‘. Wer ist denn nun der Bandleader?
A: „…der den kürzesten Streichholz zieht, unterschreibt.“
Q: Als Drei-Mann-Combo fahrt ihr einen echt heißen Sound. Was ist euer Geheimnis?
A: „Das ist so: Als Conrad Miller auf dem Mississippi Richtung Delta reiste, traf er auf einen Typen namens Huckleberry. Dessen Floß brach am White River auseinander. Aus einem dieser Balken hat sich dann Conrad seine Les Paul, auch „Pauline“ genannt, geschnitzt. Vermutlich ist es dieser ganz spezielle Sound…“
Q: O.K. – und ernsthaft?
A: „Der Flößer hieß Finn.“
Q: Was zeichnet euch aus?
A: „Akkorde, die stampfen wie eine Dampflok, und scharf sind wie eine Rasierklinge.“
Q: Das klingt aber nach Johnny Cash. Wie seid ihr zusammen gekommen?
A: „Conrad hat uns ganz fies in einer Bar aufgerissen. Wie bei jeder Heuer auf einem Seelenverkäufer waren das natürlich alles nur lehre Versprechungen – Du wirst ein Star, reich und berühmt und so weiter…“
Q: „Das ist also nicht passiert?“
A: „Das hätte uns eigentlich vorher klar sein müssen, schließlich machen wir Blues Musik, da befindet man sich traditionell eher in der Slaverei.“
Q: Seid ihr mittlerweile frei?
A: „Wie man’s nimmt – „standing at the Crossroad“ – so wie Robert Johnson.“
Q: Aha, die Legende besagt doch, er habe seine Seele dem Teufel an einer Kreuzung verkauft…
A: „In Wirklichkeit ist er mit 27 Jahren an Syphilis gestorben. Wir vermuten daher, dass es in New Orleans doch nicht so sauber zu ging wie auf der Mississippi Queen.“
Q: Eine Anspielung auf den ‚Club 27‘?
A: „Robert Johnson war mit Sicherheit ein Gründungsmitglied.“
Q: Haben sich Conrad Miller und Robert Johnson jemals getroffen und zusammen Musik gemacht?
A: „Unser Conrad ist ständig unterwegs. Kaum drehst Du dich um, ist er dir auch schon abhanden gekommen…“
Q: Im Hades des Blues Rock?
A: „Nein, in New Orleans.“
Q: Ach so.
A: „Im Hades haben sie sich dann wieder gesehen.“
Q: Gibt es dafür Beweise?
A: „Klar, ‚Crossroads‘. Den Song hat Conrad dann für uns mitgebracht.“
Q: Wen hat er denn noch so getroffen, wenn ich fragen darf?
A: „Little Richard hat bei ihm schon einmal auf dem Teppich geschlafen…“
Q: Moment mal, Little Richard hatte behauptet, Elvis habe auf seinem Teppich geschlafen!
A: „Ja, der auch.“
Q: Gibt es noch andere Anekdoten aus dem Hades des Blues Rock?
A: „Eine Zeit lang haben wir bei den Zugaben Sonnenbrillen ins Publikum geworfen und bekamen prompt Ärger mit der Vereinigung der Augenärzte: „Tragt keine billigen ZZ TOP-Sonnenbrillen“, haben die gesagt!“
Q: Das waren doch aber ZZ Top…
A. „Ja, die hatten das gleiche Problem.“
Q: War es nicht sogar Billy Gibbons, der behauptet hat, seine Gitarre wäre aus den verkohlten Dachbalken von Chuck Berry’s Wellblechhütte gebaut worden? Das kommt mir jetzt aber bekannt vor…
A: „In Wirklichkeit war es Huckleberry Finn mit seinem Hausboot.“
Q: Verstehe. Wer hat euch denn musikalisch noch maßgeblich beeinflusst?
A: „Als Conrad Miller das erste Mal aus dem Hades zurück kehrte, machte er sich so eine Art Schatzkarte. Das war sozusagen der Wegweiser, damit er jederzeit dorthin zurück kann um neue Songs abzugreifen. Sein großes Geheimnis. Als wir dann diese Skizze entziffern wollten, waren wir recht enttäuscht, dass es nur ein Zwölf-Takte-Bluesschema ist.“
Q: Das war euch dann zu wenig…
A: „Wir haben dann erst einmal ‚Proud Mary‘ gespielt, das sind wenigstens 16 Takte.“
Q: Ihr habt gesagt, dass ‚Ain´t no Love in the Heart of the City‘ eine ganz persönliche Nummer für euch ist…
A: „Genau, seit der ersten CMB Session. Ein Song der ersten Stunde sozusagen. Das Lied wird gerne David Coverdale zugeschrieben, aber so ist das gar nicht. Der Wahre Komponist ist…“
Q: Conrad Miller?
A: „Nein, Bobby Blue Bland, eine Soul Legende. Der Titel ist unser Hit, könnte man sagen. Mr. Bland ist ein Urgestein des Rhythm & Blues und ist 2013 verstorben. Wir haben darauf hin viele seiner Platten gehört, das ist eine ganze Menge, da haben wir für seine Reise in den Hades tatsächlich den passenden Song gefunden: ‚St. James Infirmary‘ – klingt so, als ob er sein eigenes Trauerlied bereits selbst gesungen hat.“
Q: Handelt der Song von seinem Tod?
A: „Genau genommen handelt der Titel von einem Soldaten, der zu Prostitutierten geht und dann an einer Geschlechtskrankheit stirbt.“
Q: In New Orleans?
A: „Nein, in Dublin. Als Conrad Miller zur Armee ging war der Song dort schwer angesagt.“
Q: Das Lied ist von Louis Armstrong, soweit mir bekannt ist…
A: „Ein Traditional von Conrad Miller. Den hat er uns gerade mitgebracht.“
Q: Wie erklärt ihr euren Erfolg, obwohl ihr nur Titel anderer, meist verstorbener Komponisten spielt?
A: „Die Leute lieben die Songs und wir tragen Anzüge. Das bringt der Hades so mit sich.“
Q: Was macht euch live aus?
A: „Die CMB lässt Raum zum atmen. Wenn Conrad den Blues hat, dann spielen wir ihn auch. Jeder auf seine Art und Weise. Die Band brennt mit Feuer und Leidenschaft.“
Q: Habt ihr ein Rezept für die Show?
A: „In Wirklichkeit ist unser Conrad eine tragische Gestalt. Das ist im Blues nun einmal so…“
Q: Gibt es ein Beispiel?
A: „Das Lied heißt ‚Can´t hold on‘, die wahre Geschichte des Conrad Miller. Sein Vermieter steht vor der Tür um die Miete zu kassieren. Er versteckt sich unter dem Tisch, ist restlos abgebrannt, seine Freunde kennen ihn nicht mehr. Da spielt er auf seinem Saxophon ‚Georgia on my mind‘. Er hört diese innere Stimme, die zu ihm sagt: „Warum schreibst Du keinen Song über Georgia? Niemand hat bisher finanzielle Einbußen erlitten, wenn er ein Lied über den Süden geschrieben hat.“ Das war die Idee.“
Q: Aber der Song handelt doch eigentlich über eine Frau namens Georgia…
A: „Vermutlich ist ihm die Frau weg gelaufen. Es ist schließlich ein Blues.“
Q: Live lebt ihr die Sache also richtig aus?
A: „Eigentlich fehlt nur noch ‚Go down Moses‘ um die Leidensfähigkeit des Blues zu zelebrieren. Kenny Wayne Shephard, oder Gary Moore besorgen das aber beispielsweise auch ganz gut und modern in unserem Programm. Wir müssen nicht nur Anekdoten spielen als Bluesband. Da ist für jeden etwas dabei. Das geht in Mark und Bein. Wir sind eine Liveband.“
A: Wann seid ihr das nächste mal auf der Bühne zu erleben?
Q: „So, wie wir Conrad Miller kennen, taucht der ganz plötzlich hinter dir auf. Also Augen und Ohren offen halten! Sind wir nicht alle ein bischen Conrad?“
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„Honni soit qui mal y pense.“ Jakob Maria Mierscheid